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Warum es nach der Krise eben nicht so weitergehen kann

Corona war nur der Auslöser. Durch das kurzfristige Denken vieler Staaten steuern wir auf die größte Rezession aller Zeiten zu. Vorsichtsmaßnahmen für die nächste Pandemie sind Grundlage – doch die nächste Weltwirtschaftskrise kann anderer Ursache als einem Virus entspringen und dann bringt uns der Schutzanzug auch nichts.

Die „zweite Krisenwelle“, so titelt Thomas Fricke seine Kolumne zur Corona-Rezession. Ganz recht, die erste Welle war Corona – nichtmal die haben wir bis jetzt komplett überstanden – aber jetzt kommt der Endgegner: die Wirtschaftskrise. Um die eine Krise zu dämpfen, musste die andere hingenommen werden. Inwiefern zwischen Wirtschaft und Schutz der Corona-Risikopatienten richtig abgewägt wurde, soll heute nicht Thema sein. Vielmehr, warum man zwischen „wirtschaftlichen Existenzen“ und „Menschenleben“ abwägen muss – und wie der wirtschaftliche Schaden signifikant geringer ausgefallen wäre

Welle Nr. 2 steht uns also noch bevor, doch wie konnte es überhaupt zu dieser Wirtschaftskrise kommen? Na ja, das ist Wirtschaftslogik auf dem einfachsten Niveau. Fehlt irgendwo im System Geld, trifft es alle. Ganz nach dem schwächsten Glied einer Kette. Mal simpel zusammengefasst wie es in der USA abläuft: Die Kleiderläden müssen schließen. Als Folge hat der Arbeitgeber keine Einnahmen mehr, trotzdem muss er irgendwie seine Rechnungen bezahlen. Ihm bleibt nichts anderes übrig als seine Mitarbeiter, die Arbeitnehmer zu entlassen. Jetzt sind diese auch zahlungsunfähig. Folglich bekommt, im Falle einer Mietwohnung z.B., der Vermieter kein Geld mehr. Diesem bleibt dann nichts anderes übrig als den Mieter rauszuwerfen, der jetzt nicht nur arbeitslos, sondern auch obdachlos ist. Gibt es einen Kündigungsschutz hilft es auch nur bedingt, denn: Der Vermieter wird zwar nicht rausgeschmissen, staut sich aber im meisten Fall riesige Schulden auf, die er niemals abarbeiten kann. Des Weiteren haben wir dann einen Vermieter, der Rechnungen nicht bezahlen kann oder an Ausgaben sparen muss. Ob gesparte Ausgaben oder nicht bezahlte Rechnungen, es läuft auf dasselbe hinaus: Verringerte Kaufkraft. Verringerte Kaufkraft ist einer der wichtigsten Indikatoren – wenn nicht der wichtigste – für die wirtschaftliche Lage eines Landes. Je niedriger, desto schlechter. Verringert sich die Kaufkraft aufgrund einer Pandemie in gigantischen Größenverhältnissen, ist der wirtschaftliche Absturz schwer zu bremsen.

Deutschland bezeichnet sich als Sozialstaat – und ist es glücklicherweise auch. Also vergleichsweise gut abgesichert, wenn man sich eben Staaten wie die USA anschaut.
Zur sozialen Absicherung hat Deutschland eine gesetzliche Rente, eine gesetzliche Krankenversicherung, Mindestlohn, Kurzarbeit und so weiter. Vorteil ist, dass man nicht – wie die USA – nach wenigen Wochen Pandemie eine geschätzte Zahl von mehr als 35 Millionen Arbeitslosen zu beklagen hat. Die wirtschaftlichen Folgen in den Vereinigten Staaten sind schwerwiegend. Freier Markt hat die USA zu ihrer wirtschaftlichen Stärke gebracht, ohne Zweifel. Doch die fehlende soziale Absicherung ließ sie tief fallen.

Jetzt könnte man den falschen Schluss ziehen, dass es uns ja egal sein kann, was in den USA abgeht. Kann es uns nicht. In unserer globalisierten Welt ist die wirtschaftliche Situation anderer Länder einfach auch für uns entscheidend. Geht es unseren Handelspartnern gut, geht es uns in den meisten Fällen auch gut. Wir sind abhängig voneinander. Auch unsere anderen Handelspartner sind abhängig von der USA oder weiteren Staaten mit fehlender sozialer Absicherung. Es ist ein System, das nur so stark wie sein schwächstes Glied. Schon wieder die Ketten-Analogie ;).

Ich möchte hier keinen Sozialismus predigen, doch gewisse soziale Standards sind letztlich im Interesse aller. Denn in gewisser Weise sind auch die Superreichen von den einfachen Menschen abhängig, weil sie eben das schwächste Glied der Kette sind. Wer das nicht versteht und so töricht ist zu denken, dass ihm das Schicksal anderer nicht interessieren muss, denkt eben einfach nicht weit genug. Wenn man den Menschen nicht um der Menschen Willen hilft, dann wenigstens aus Eigennutz, denn wir sind alle abhängig voneinander.

Nach Corona sollten wir als globale Gemeinschaft daraus lernen und soziale Absicherung schaffen, damit wir nicht nur auf eine Pandemie vorbereitet sind, sondern auf jeden ähnlichen Schicksalsschlag.

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