Corona ist eine Offenbarung – leider vor allem negativ behaftetet. Wie die freie Marktwirtschaft die Krise nicht händeln kann, welche politischen Überzeugungen die Hinterköpfe der Menschen dominieren und wie marode manch eine Infrastruktur doch wirklich ist
Überlastete, zusammengesparte Gesundheitssysteme wie Sand am Meer
Kein europäisches Land war für eine Pandemie gerüstet. Alleine das ist, angesichts der vorrausschauenden Warnungen vieler Experten, schon schwach. Doch besonders im Gesundheitswesen zeigt sich das wahre Gesicht vieler Länder. Deutschland mag glimpflich davonkommen – jedenfalls im Vergleich mit anderen Ländern -, aber Spaniens, Großbritanniens und insbesondere Italiens kleingesparten Gesundheitssysteme sind nicht annähernd in der Lage eine Katastrophe dieser Art zu handhaben. Die Gesundheitssysteme wären selbst mit gutem Krisenmanagement früh überlastet gewesen. Zu wenige Ärzte, Pflegekräfte, Intensivbetten, Medikamente, es lässt sich weit fortführen. Italien musste im Gesundheitssystem nach europäischer Anordnung 40% einsparen. Was vorher schon schlecht war, wird noch mehr überfordert und was vorher noch aushaltbar war, bricht unter seiner eigenen Last zusammen.
Die USA kann die soziale Last nicht tragen
Die USA, Vorzeigebild der freien Marktwirtschaft und ihrer Vorteile. Genau dieses Land erlebt nun die Schattenseiten der freien Marktwirtschaft. Als hätte Karl Marx einen Feind kreiert um den Kapitalismus endgültig zum Fall zu bringen. Die USA war wirtschaftlich hoch oben, doch umso härter ist nun auch der Fall. 33 Millionen Arbeitslose (Stand 15.05.2020), nach Schätzungen noch viel mehr. Keine Kurzarbeit, kein soziales Auffangbecken für den Notfall. Wer krankheitsbedingt nicht zur Arbeit gehen kann, kriegt auch kein Gehalt. Wer sich den präventiven Arztbesuch nicht leisten kann bleibt zuhause. Keine guten Vorraussetzungen um eine Pandemie einzudämmen.
Donald gerät in Panik: Bald sind Wahlen und er möchte wiedergewählt werden. Sein Markenzeichen, die starke Wirtschaft kann er vergessen. Ihm bleibt nichts anderes übrig. Es kommt zu einem Punkt, an dem sogar Humanisten die Folgen der Wirtschaft schwerwiegender als einzelne Menschenleben einschätzen könnten.
Letztendlich zahlt der fehlende Sozialaspekt der US-amerikanischen Wirtschaft zurück. Die USA, das tollste Land der Welt, zeigt sein wahres Gesicht. Das Gesicht eines Staates, dessen System die Krise eben nicht händeln kann.
Extremismus als Lösung gegen den Notstand
Proteste gegen die Corona-Maßnahmen. Unter ihnen sind insbesondere Verschwörungstheoretiker und Rechtsradikale. Andere Menschen schwimmen nur im Strom, sie sind noch nicht verschlungen worden, vom Kreislauf sich innereinander begründeten Verschwörungstheorien. Doch erschreckenderweise werden Verschwörungstheorien immer mehgr zum Mainstream. Hier bahnt sich etwas Böses an. Eine Verschiebung der politischen Debatte in Richtung Extreme. Ja, auf Rezession folgt oft politischer Extremismus. Genauso wie auf das Einschränken der Grundrechte – wie es scheint – Extremismus folgt. Wie schon immer suchen die Menschen einen Sündenbock und da scheint „Radikal“ die beste Reaktion zu sein.
Sascha Lobo schreibt in seiner Kolumne „Wir Alltagssüchtigen“: „Wer im Angesicht seiner Alltagssucht plötzlich keine Scheu mehr hat, mit Rechtsextremen zu marschieren oder deren Thesen zu verbreiten – der war schon vorher radikal rechtsoffen. Alle faschistoiden Erzählungen arbeiten mit der nationalen Notlage als Triebmittel, und auch Schlechtwetter-Nazis sind Nazis. Wer die liberale Demokratie nur bei Sonnenschein für alternativlos hält, hat sie entweder nicht begriffen oder lehnt sie in Wahrheit ab.“ Herr Lobo fasst es gut zusammen. Menschen, die vorher vielleicht nur über rechte Ideologien fantasiert oder nachgedacht haben, praktizieren diese. Sie habe eine Legitimation: Die Welt ist aus den Fugen geraten – mehr als ohnehin schon –
Corona offenbart das schreckliche, das verstecke Übel und wird hoffentlich Anstoß sein etwas zu ändern. Nachhaltiger wäre da ein gutes Stichwort. Statt nach der Krise als Reaktion alles genauso wie vorher aufzubauen ist nicht die Lösung. Wir sollten nachhaltig und zukunftsorientiert und nicht legislaturperiodisch planen. Damit uns das nächste Mal nicht alles um die Ohren fliegt.