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Die Diskreditierung der FFF-Generation durch ältere „Herren“ geht mir gehörig auf die Nerven

Erstmal muss ich mich selbst für meine respektvollen Worte loben, die ich der Einleitung gefunden habe, denn eigentlich kommt da ein bisschen mehr als das hoch…

Worum geht es genau? Thema ist: Wie größtenteils ältere Menschen – vorwiegend Männer, dessen Frauen wahrscheinlich gezwungenermaßen ihre Positionen übernehmen müssen, würde jedenfalls zu sonstigen Einstellungen dieser Herren passen – Jugendliche diskreditieren. Ziel sind dabei vor allem FFF-Demonstranten, sprich Schüler, Azubis und Studenten. Dabei fallen oft ähnliche Sätze mit derselben Kernaussage: „Die Kinder hätten noch nichts erreicht in ihrem Leben“ und diesbezüglich „Wie sollen die unsere Rente bezahlen? Die protestieren doch nur. Früher war alles schlimmer“ oder „Das sind doch noch Kinder, die wissen nicht wovon sie sprechen“. Alles klar, Dankeschön. Darauf würde ich dann antworten: „Das sind doch alles demente alte Säcke, die sollen froh sein, wenn sie noch Auto fahren dürfen“. Das hätte ungefähr genauso viel Inhalt, Anstand und Respekt.

Arbeiter als Vorwand für’s Eigeninteresse

Ich verstehe es ja noch, wenn Arbeiter sich fürchten und Angst um ihre Jobs haben. Denn wahrscheinlich kann unsere Generation diese harte Arbeit nicht 100% nachvollziehen, da haben sie einen Punkt. Allerdings glaube ich verfehlt das Ganze eine wichtige Sache. Diese Schüler streiken nicht, weil sie irgendeinem jugendlich-pubertären Gemeinschaftsgefühl folgen, Mitglied der Gruppe oder „cool“ sein wollen, sie wollen unseren Planeten retten. Diese Schüler müssen nicht ihre Jobs aufgeben, aber da muss ich mal die Floskel bringen: Wenn die Leute ihre Jobs nicht aufgeben und umgeordnet werden gibt es bald keine Jobs mehr zum Aufgeben oder Umordnen. Diese Arbeiter haben es leider schwer und ohne Zweifel haben sie es nicht verdient, aber keiner will diese Menschen hängen lassen. Die Menschen werden um- und weitergebildet, außerdem ließ sich für diese Menschen im allerschlimmsten Fall eine staatliche Absicherung schaffen – natürlich nur, wenn wir auch eine dementsprechend sozial-denkende Regierung haben.

Nicht nachvollziehen kann ich allerdings die Menschen, die diese Argumentation meistens vorantreiben, dass sind normalerweise nämlich eher weniger die Arbeiter, sondern die Mittel- und Oberschicht. Arbeitgeber nutzen die Arbeiter, die ihnen vorher wirklich völlig egal waren, um ihre Position zu stützen. Alles letztendlich zum Selbstschutz. Dabei beziehe ich mich auf viele Lobbyisten, die Unternehmen wie VW, Daimler oder BMW vertreten, denen es plötzlich anscheinend nicht mehr nur um die Rendite, sondern auch um ihre Angestellten geht. Es ließen sich noch weitere Beispiele anführen.

Wer unter den Arbeitern christlichen Glaubens ist, der könne sich übrigens in einer Philosophie des Neuen Testaments Rettung finden. „Denn wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden“ (Matthäus 23, 12) <- auch im Lukas-Evangelium zu finden. Meiner Meinung nach – es mag utopisch erscheinen – sind Arbeiter, die ihre Jobs um der Gemeinschaft willen aufgeben Helden und sollten dafür respektiert werden. Aber natürlich nicht durch ein bisschen Klatschen im Fernsehen, wie bei den systemrelevanten Berufen während der Corona-Krise, sondern mit dementsprechender Lebenssicherung – wie bereits oben erwähnt.

So klischeehaft es auch klingen mag, bei vielen älteren Menschen scheint das „Da lebe ich doch sowieso nicht mehr“-Denken wirklich durchzukommen. Für viele dieser Menschen scheint es einfach zu abstrakt zu sein, dass dieser Klimawandel die größte Gefahr für die Erde ist.

Achtung Generationenkonflikt

Auch wenn man keinen Generationenkonflikt schüren möchte, rutschen einem manchmal Aussagen wie :“Diese Generationen haben in ihrer Gier etwas Schlimmes angefeuert und wir müssen das ausbügeln“ heraus. Kontra wäre dann etwas wie: „Wir sind in der Nachkriegszeit aufgewachsen und haben den wirtschaftlichen Aufschwung gebraucht, miterlebt und ohne den würdet ihr jetzt in Armut leben“. Und nochmal Danke, jetzt lebe ich zwar in guten Verhältnissen, aber das Klima ist trotzdem am Ende, Danke… OK, das wäre ein bisschen sehr undankbar, denn natürlich genießen wir diesen Wohlstand – denen den er zu Teil wird jedenfalls, ein weiteres Problem – und unsere Zufriedenheit mit der Situation mag daraus geschöpft sein, dass für uns dieser Wohlstand Gewohnheit ist. Deshalb sind solche Anklagen wie „gierige und rücksichtslose Generationen“ absolut mit Vorsicht zu betrachten. Trotzdem rechtfertigt das alles nicht, dass man jetzt immer noch nicht auf den Klimawandel reagieren möchte. Jetzt leben wir doch in einem Wohlstand, der es uns ermöglicht eine Energiewende, eine Verkehrswende zu vollziehen. Jesus, ja der Aufschwung war wichtig, doch jetzt sind wir doch erst einmal zufrieden und jetzt können wir doch den Klimawandel stoppen, oder nicht?

Diese Argumentationsweise erinnert übrigens stark an die 68er Bewegung. Sie erntete auch viel Kritik, da diese Studenten noch nie gearbeitet hätten und doch mit dem zufrieden sein sollen was ist. Harte Erlebnisse im Krieg sind noch zehnmal schlimmer als in der Nachkriegszeit aufzuwachsen – nur mal so um das zu vergleichen. Es gibt klare Parallelen, auch wenn die damaligen Bewegungen stärker waren als die heutigen. Die jungen Leute geben sich nicht damit zufrieden was bereits ist und so sollte es auch sein. Denn wir immer zufrieden wären, dann gäbe es auch keinen Fortschritt, Wandel oder Entwicklung. Schon damals gingen Menschen für den Umweltschutz auf die Straße und genauso tun es die Kinder heute. Und jetzt ist es teilweise diese Generation, die die neue Generationen für das kritisiert, für das sie damals auch kritisiert wurden. Wir können nicht immer mit dem bereits Bestehenden zufrieden sein, es muss gesellschaftlichen Wandel geben. Und bei jedem Wunsch nach Fortschritt, wird es immer die Generationen geben, die sagen: „Seid mit dem zufrieden was ihr habt“ und es wird die Jugendlichen geben, die mehr wollen. Hoffentlich wird die FFF-Bewegung mehr erreichen im Bereich Klimaschutz, als es die APO schaffte.

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