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Vier Take-aways als Antihese gegen eine oberflächliche Arbeitswelt

Die sozialen Medien haben unsere Arbeitswelt transformiert. Ständige Erreichbarkeit und kollaboratives Arbeiten sind zu zentralen Normen der modernen Geschäftswelt aufgestiegen. Wie positioniert sich das Individuum in dieser Welt? Cal Newport widersetzt sich dem Trend und präsentiert „Deep Work“ als Antithese für die zunehmende Oberflächlichkeit im Beruf.

Die wirklich beeindruckenden Innovationen und Errungenschaft wurden nicht in Meetings oder im Nachrichtenverkehr erzielt. Die Menschen, die mit ihrer Arbeit unsere Welt nachhaltig verändert haben und einen tiefen Lebenssinn daraus schöpfen konnten, haben eine Merkmal gemeinsam: „Deep Work“.

Inhaltliche Zusammenfassung

Deep Work ist im Kern ein simples Konzept, hat aber umso tiefgründigere Implikationen. In einer sich stetig automatisierenden Gesellschaft, in der digitale Assistenten die ersten Sekretäre ersetzen, Selbstbedienungskassen die Supermärkte dominieren und kontinuierlich neue intelligente Machinen entwickelt werden, verändern sich die Gesetze der Produktionswelt.

Wer in dieser neuen Welt nicht untergehen möchte, muss Arbeit mit einem echten Mehrwert erbringen. Arbeit, die nicht so einfach von einer Maschine ersetzt werden kann. Und dafür müssen wir uns konzentrieren.

In einer sich um die Aufmerksamkeit der Konsumenten reißenden Geschäfts- und insbesondere Medienwelt, degeneriert die durchschnittliche Aufmerksamkeitspanne unaufhörlich. Dementsprechend wird echte konzentrierte Arbeit immer seltener.

Außerdem ist „Deep Work“ bedeutungsvoll. Es ist wie eine Kunst, die nicht viele beherrschen und erlaubt dem Meister dieser Fähigkeit einzigartige Werke zu produzieren, dessen Weiterentwicklung und Fertigstellung dem eigenen Leben einen tiefen Sinn verleihen. Nicht umsonst bezeichnen die Besten in ihrem Feld ihre Arbeit als Lebenswerk.

In der Praxis gibt es vier Oberregeln für „Deep Work“:

1. Work Deeply

2. Embrace Boredom

3. Quit Social Media

4. Drain The Shallows

Konzentriert arbeiten bedeutet Ablenkungen auf Minimalste zu reduzieren und sich feste Zeitfenster für konzentrierte Arbeit einzuplanen. Je nach beruflichen und familiären Verpflichtungen, können diese Zeitfenster von unterschiedlicher Länge und Frequenz sein. Du kannst jeden Tag eine Stunde für „Deep Work“ einplanen, einen Tag pro Woche oder Dich sogar für noch längere Zeiträume zurückziehen.

Indem du Langeweile wertschätzt, erlaubst Du Deinem Kopf sich von intensiver kognitiv herausfordernder Arbeit zu erholen. Außerdem ist genügend Langeweile ein starker Katalysator kreativer Ideen. In der Praxis bedeutet das zum Beispiel auf den routinemäßigen Handycheck zu verzichten.

Cal Newport ist kein Fan der sozialen Medien. Jeder Nutzer soll genau evaluieren, ob Instagram, Twitter & Co sein Leben wirklich bereichern. Wir tendieren dazu technische Innovationen automatisch für den bloßen Selbstzweck positiv zu konnotieren. In den meisten Fällen stellt sich aber heraus, dass die Mitmenschen die eigene Medienabstinenz gar nicht bemerken.

Immer wieder schleichen sich oberflächliche Verpflichtungen in unseren Arbeitsalltag. Wollen wir wirklich produktiv sein und vor allem „so viel wie möglich in so wenig Zeit wie nötig“ schaffen, müssen wir lernen uns aktiv von diesen Verpflichtungen zu befreien. Vor allem Emails und Meetings sind ein gefährlicher Zeitfresser.

Take-aways

Unerreichbar werden

Statt die konzentrierte Arbeit regelmäßig für das Beantworten von Nachrichten zu unterbrechen, sollten wir unseren Kommunikationsbedarf aufs Minimalste reduzieren. Dabei ist es ein zentrales Prinzip, die Hürde für reziproke Kommunikation höherzusetzen.

Statt für jeden Scheiß eine Email zu schreiben, die vieles im Unklaren lässt, sollte man von Anfang an klare und durchdachte Emails schreiben. So spart man sich unnötiges Hin und Her. Außerdem lernt der Gegenüber hoffentlich, dass Du keine Lust auf kontinuierliches Messaging hast.

Um die Hürden weiter zu erhöhen, kann es auch sinnvoll sein einige Emails einfach zu ignorieren. In einem Arbeitsumfeld muss man natürlich die richtige Balance wahren, aber der Effekt kann bemerkenswert sein. Antwortest Du nicht auf Emails oder signalisierst auf anderen Wegen, dass Du kein Fan von oberflächlichem Chatting bist, stehen Deine Chancen gut mehr Zeit für Familie, Deep Work und andere wertvolle Aktivitäten frei zu schaufeln.

Handyfreie Zeiten statt Digital Detox

Ein anderer Zeitfresser und vor allem Antagonist unserer Konzentrationsfähigkeit ist das Handy. Jeder kennt das instinktive Verlangen bei Langeweile einfach das Handy zu greifen und in verzweifelter Hoffnung auf einen Dopaminschub das App-Inventar zu durchstöbern oder die Instagram-Timeline anfallsartig zu aktualisieren.

Und viele werden auch die vermeintliche Lösung für dieses Problem kennen: „Digital Detox“: zwei Wochen Entzug vom Handy wird helfen… so die Idee. Leider werden die meisten wie bei einer zu harten Diät schnell rückfällig.

Statt einem digitalen Extrementzug empfiehlt Newport tägliche Offline- und Onlinezeitfenster. Während dieser Zeitfenster sollten wir um jeden Preis dem Verlangen widerstehen im Internet herumzustöbern, auf diese Art und Weise trainieren wir aktiv und regelmäßig unsere Widerstandsfähigkeit.

Natürlich kann es sein, dass wir unser aktuelles Projekt etwas im Internet nachschlagen müssen. In diesem Fall sollte man entweder das aktuelle Projekt unterbrechen und bis zum nächsten Onlinezeitfenster an einer anderen Aufgabe arbeiten oder zumindest fünf Minuten abwarten. Dadurch entkoppelst Du den Impuls ans Handy zu gehen von der Handlung und schützt Deine Aufmerksamkeitsspanne zumindest partiell.

Time-Blocking

Der beste Tipp in seinem Buch und einer, den ich seit dem Lesen des Buchs kontinuierlich folge, ist das „Time-Blocking“. Momentan probiere ich sogar Newport’s Planner aus, der genau dieses Time-Blocking unterstützen soll. Das Prinzip ist simpel: Jeder Stunde des (Arbeits-)tages wird eine konkrete Aufgabe zugewiesen.

Der absichtliche und bewusste Umgang mit der eigenen Zeit reduziert verschwendete Zeit erheblich und lässt einem bewusst werden, wie viel Zeit man normalerweise links liegen lässt. Außerdem erhöht es die Energielevel erheblich, weil man für jede Zeit des Tages eine Aufgabe vor Augen hat.

Wir realisieren nicht, wie viel Zeit wir am Tag in Wirklichkeit verschwenden. Indem wir mit unserer Zeit bewusst umgehen, können wir den Anteil an verschwendeter Zeit signifikant reduzieren.

Der Roosevelt-Dash

Theodor Roosevelt, späterer US-Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, studierte an der Harvard-University. Außenstehender waren immer wieder beeindruckt, wie Roosevelt so viele verschiedenen Interessen zur selben Zeit und das vor allem neben seinem Studium nachgehen konnte. Das Ganze ging soweit, dass er in seinem ersten Jahr an der Universität neben seinem Studium noch ein naturalistisches Fachbuch veröffentlichte, das in dessen Fachbereich mit Lob aufgenommen wurde.

Untersuchungen zeigten, dass Roosevelt nicht mehr als einen Viertel seines Tages für sein Studium verwendete. Faszinierenderweise war er trotz allem ein hervorragender Student, der nicht umsonst einige Auszeichnungen für seine Leistungen erhielt. Experten zufolge investierte er zwar nicht viel Zeit, aber arbeitete in diesen Phasen umso intensiver, sodass er eine Menge an verschiedenen Interessen vereinen konnte.

Einmal in der Woche sollten wir versuchen, eine Aufgabe in der Hälfte der gewöhnlichen Zeit zu erledigen. Das klingt krass, aber es ist möglich. Wie beim Sport lässt sich mit zusätzlicher Intensität in kürzerer Zeit ein gleichwertiges Ergebnis erzielen. Achte aber darauf Deine kognitiven Speicher nach diesem mentalen Sprint wieder auffüllen zu lassen.

Fazit

Deep Work ist ein Klassiker für jeden, der vom Leben mehr erwartet als Sklave fremder Interessen zu sein. Für mich persönlich bedeutet „Deep Work“ Kontrolle über mein eigenes Leben zurückzugewinnen. Ich bin es satt von sensationssuchenden Medien und deren manipulativen Algorithmen in einen scrollenden Ohnmachtszustand versetzt zu werden.

Das Letzte, was ich möchte, ist von einem zentral-organisierten Konglomerat digitaler Medienunternehmen durch meine Neurophysiologie ausnutzende Algorithmen zum unfreien Wesen umfunktioniert zu werden. Chapeau für dieses Buch, Cal Newport und für Deine kontinuierlichen Kampf gegen die Vernetztheit der modernen Arbeitswelt!

Zu Newports Webseite

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