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Wie Du an der Bucerius Law School angenommen wirst (2022)

Die Bucerius Law School zählt zu den beliebtesten juristischen Hochschulen Deutschlands. Im Ranking des bekannten Rechtsmagazins „Legal Tribune Online“ rangiert die private Hochschule auf Platz 1 Deutschlands. Mit ihrem vielfältigen Angebot und dem internationalen Schwerpunkten lockt sie Studenten aus ganz Deutschland für ein Studium in die Hansestadt. Aber nicht nur die hervorragende Lehre verschafft der Bucerius ihr Renomée. Vor allem das anspruchsvolle Auswahlverfahren ist hinlänglich bekannt.

Wie erfolgreich die Bucerius Law School bei der Selektion ihrer Studenten ist, spiegelt sich in den herausragenden Abschlussnoten ihrer Absolventen wider. 80 Prozent erreichen ein Prädikatsexamen: das Gütesiegel unter den Juristen. Zum Vergleich: Im Jahr 2018 erreichten bundesweit gerade einmal 17 Prozent der allgemeinen Studenten ein Prädikat in der 1. Examensprüfung (https://www.lto.de/jura/studium-zahlen/erste-juristische-staatspruefung/)

Dieses Jahr habe ich das Auswahlverfahren der Bucerius Law School erfolgreich durchlaufen. In diesem Artikel möchte ich Dir das Auswahlverfahren in seinem Ablauf vorstellen, Dir meine Erfahrungen schildern und Dir auch einige Tipps für Deine eigene Bewerbung mitgeben.

Ich freue mich außerdem, wenn Du persönlich Kontakt zu mir ( instagram: @till.mj) aufnehmen möchtest! Ich beantworte gerne spezifische Fragen rund um das Auswahlverfahren. Zöger nicht mich auf LinkedIn oder Instagram zu kontaktieren. Oder wenn Du es traditionell magst, schreib‘ mir gerne eine Mail! Zur Vorbereitung für mein Auswahlverfahren habe ich mir übrigens auch eine Reihe an Tipps bei (ehemaligen) Studenten der Law School abgeholt.

Wenn Du hier gelandet bist, dann hast Du Dir hoffentlich schon die offiziellen Informationen auf der Webseite der Hochschule durchgelesen. Unter https://www.law-school.de/ findest Du alles rund um Studium, Berufsperspektiven und Auswahlverfahren. Bitte vertrau‘ im Zweifelsfall auf die offiziellen Informationen der Hochschule.

Aufbau des Bewerbungsverfahrens

Im Wesentlichen besteht das Bewerbungsverfahren aus zwei Stufen: der eigentlichen Bewerbung und dem Auswahlverfahren. Das Auswahlverfahren wiederum unterteilt sich in einen schriftlichen und einen mündlichen Test.

Du bewirbst Dich online über das Bewerbungsportal der Hochschule. Im Bewerbungsportal gibst Du eine Reihe an Formalien an, deine Interessen und Engagements sowie Deine Motivation Jura an der Bucerius Law School zu studieren.

Was gilt es im Bewerbungsportal zu beachten?

Was die Formalien betrifft, lässt sich im Bewerbungsportal nicht viel falsch machen. Das Formular ist übersichtlich und bietet alle nötigen Hinweise. Beim Abschnitt rund um die eigenen Interessen, Engagements und Motivation wird es interessanter. Diese Angaben werden zwar offiziell nicht bewertet, machen aber den ersten Eindruck Deiner Prüfer in den beiden Einzelgesprächen des mündlichen Auswahlverfahrens aus. Aus eigener Erfahrung kann ich Dir sagen, dass die richtigen Angaben im Bewerbungsportal Dir erhebliche Sympathiepunkte beim Prüfer einbringen können. Versuch also den richtigen Spagat zwischen Professionalität und Authentizität zu wahren. Nenn‘ unbedingt auch unorthodoxe Hobbys, die Dich als Person auszeichnen. Solche Spezialitäten machen Dich meistens direkt sympathisch und bieten auch ein lockeres Gesprächsthema.

Bei Deinem Motivationsschreiben gibt es eine Reihe an Dingen zu beachten. Du musst nicht nur erklären, warum Du Jura studieren möchtest, sondern auch warum Du ausgerechnet an der Bucerius Law School studieren willst und das alles mit einer sehr begrenzten Zeichenzahl. Bitte verzichte auf die typischen Floskeln und einfallslose Begründungen. Ja, die Bucerius Law School ist eine der renommiertesten Jura-Hochschulen Deutschlands. Aber wenn Du einfach an eine Top-Uni willst, kannst Du auch an die Humboldt-Uni in Berlin oder an die LMU in München oder nach Bayreuth gehen. Damit überzeugst Du nicht und das sollten auch nicht Deine ehrlichen Gründe sein.

Die Bucerius Law School zeichnet sich durch ihren einzigartigen Ansatz mit internationalem Schwerpunkt aus, das weit über das klassische Jura hinausgeht. Schau Dich auf der Webseite um und überleg‘ Dir ganz genau, warum es ausgerechnet die Bucerius Law School sein soll. Danach verbindest Du dieses Profil der Bucerius Law School mit Dir als Person. Warum findest Du als Person den internationalen Schwerpunkt der Hochschule so herausragend und vor allem: Welche Erfahrungen und Engagements untermauern dieses Interesse? Hast Du mal ein Auslandsjahr gemacht? Hattest Du Fremdsprachen als Leistungskurs?

Das schriftliche Auswahlverfahren

Reichst Du Deine Bewerbungsunterlagen rechtzeitig ein, wirst Du zum schriftlichen Auswahltermin eingeladen. Mittlerweile findet das schriftliche Auswahlverfahren online mithilfe Prüfungssoftware und unter Aufsicht eines Prüfer statt. Der Test setzt sich aus einem längeren Multiple-Choice-Modul (ca. 145 Minuten) und einer Erörterung (45 Minuten) zusammen. Zwischen den Modulen hast du eine längere Pause und innerhalb des Multiple-Choice-Modul jeweils eine 5-minütige Pause zwischen den Aufgabengruppen. Während des gesamten Tests wirst Du von einem Proctor (Prüfer) überwacht. Im Prüfungsportal musst Du den Zugriff auf Deine Kamera und Dein Mikrofon erlauben. Mit dem Proctor kommunizierst Du über in einem separaten Tab der Prüfungssoftware über eine Chatfunktion.

Das Multiple-Choice-Modul testet Dich in vier Kategorien (https://www.law-school.de/studium/jurastudium/bewerbung-auswahl/auswahlverfahren):

1. Sprachstile (12 Minuten)

Hier ist die Vervollständigung von Texten gemäß zu identifizierender Sprachmuster gefragt.

2. Diagramme und Tabellen (35 Minuten)

In dieser Kategorie sind logisch ableitbare Aussagen über Diagramme und Tabellen zu treffen.

3. Indizien (32 Minuten)

Bei Indizien musst Du eine Kombination von Aussagen auf ihre logische Struktur hin untersuchen und logisch ableitbare Hypothesen bewerten.

4. Fälle und Normen (38 Minuten)

In dieser Kategorie wird Dir eine Sachverhalt vorgelegt, auf den Du Dir bereitgestellte Normen anwenden sollst.

Für nähere Informationen zum schriftlichen Auswahlverfahren schau dich unter https://www.law-school.de/studium/jurastudium/bewerbung-auswahl/auswahlverfahren um und unter https://www.law-school.de/fileadmin/content/law-school.de/de/units/abt_stud_sek/pdf/broschuere-auswahlverfahren-itb.pdf findest Du eine Vorbereitungsbroschüre.

Für die Erörterung werden Dir zwei Themen zur Auswahl gegeben. In meinem Fall konnten wir entweder ein zeitlich begrenztes Tempolimit oder Waffenlieferungen an die Ukraine erörtern. Bei der Erörterung musst Du keine Einleitung schreiben. Jedenfalls habe ich keine geschrieben und unter beiden Themen stand schon eine vorgegebene Einleitung.

Von den rund 600 Bewerbern (https://www.law-school.de/studium/jurastudium/interesse/faq-2021/bewerbungen) werden die 232 besten Bewerber zum mündlichen Auswahlverfahren zugelassen. Die Bucerius Law School Aufnahmequote liegt bei etwa 19 Prozent.

Vorbereitung und Tipps für das schriftliche Auswahlverfahren

Mit Glück kann ich behaupten, dass mir ein wesentlicher Teil der Aufgaben von Natur aus leicht gefallen sind. Aber natürlich habe ich die Vorbereitungsbroschüre ausführlich durchgearbeitet und dementsprechend Stärken und Schwächen sowie Methoden und Tricks identifiziert. Für die Erörterung habe ich einige Übungsversionen geschrieben, die Du auf dieser Webseite findest (ich verlinke mal ein Beispiel).

Ich weiß, dass Du an dieser Stelle auf den ultimativen Geheimtrick hoffst. Ich sage Dir aber ganz offen und ehrlich, dass sich solche Tests nicht austricksen lassen. Natürlich gib es einen kleinen Trainingseffekt, weil man sich erst einmal mit den Aufgabentypen vertraut machen muss. Insgesamt sind diese Tests aber so entworfen, dass sie von derselben Person mehrfach wiederholt werden können, ohne dass sich das Ergebnis stark verändert. Tatsächlich ist das sogar eine methodische Bedingung, damit sich diese Tests als aussagekräftig einstufen lassen. Trotzdem gibt es natürlich Kleinigkeiten, an denen sich arbeiten lässt.

Erstmal halte ich es für wichtig, dass Du beim Durcharbeiten der Broschüre nicht zu schnell aufgibst, falls Du eine Aufgabe nicht direkt lösen kannst. Das intensive Knobeln trainiert Dein Gehirn. Stell Dir vor, Du bist Gewichtheber und würdest, sobald es nur etwas anstrengender als sonst wird, sofort die Gewichte fallen lassen und aufgeben. Erstens, wachsen Deine Muskeln nur durch den harten Widerstand und zweitens würdest Du mit so einer Methodik niemals Gewichtheber werden.

Entwickle Dir kleine Verständnishilfen für die einzelnen Aufgaben und entwirf‘ Dir eine strukturierte Vorgehensweise. Bei manchen Aufgaben verschwendest Du viel Zeit, um eine Reihe an irrelevanten Informationen zu lesen. Ich kann Dir an dieser Stelle keinen allgemeingültige Strategie an die Hand geben, die musst Du selber entwickeln!

Ansonsten gibt es allgemeine Faktoren, mit denen Du viel beeinflussen kannst. Genug Schlaf in der Nacht davor, ein gesundes, kleines Frühstück (ein zu großes Frühstück kann Dich müde machen) und eine ruhige Arbeitsumgebung. Da der schriftliche Test online stattfindet, ist es wirklich wichtig, dass Du für eine ruhige Arbeitsumgebung sorgst.

Apropos ruhige Arbeitsumgebung, während meines schriftlichen Tests lief im Wohnzimmer lautstark der Fernseher… Ja, ich hätte das mit meinen Eltern eindeutig besser absprechen müssen. Insgesamt verlief mein schriftlicher Auswahltest aber zu meiner Zufriedenheit. Nachdem ich mich beim Modul „Sprachstile“ zeitlich verschätzt hatte, war ich für kurze Zeit etwas aufgewühlt. In dieser Situation war es wichtig, dass ich mir vor Augen führte, dass „Sprachstile“ nur einen kleinen Teil des Tests ausmachen.

Während des Tests darfst Du übrigens nicht reden. Dieses Verbot hat mir gewisse Schwierigkeiten bereitet, weil ich normalerweise sehr intensive Selbstgespräche führe, wenn ich schwierige Aufgaben lösen muss. Wenn Du also auch gerne Selbstgespräche führst und vor Dich hin flüsterst, stell‘ Dich auf eine Verwarnung ein.

Außerdem solltest Du aufmerksam alle Hinweise im Testportal lesen. Wenn ich mich richtig erinnere konnte ein falscher Klick bedeuten, dass man den eigenen Test unvollständig einreicht. Nimm Dir also am Ende jeder Kategorie die Zeit, um den richtigen Knopf zu identifizieren oder lass‘ einfach die Zeit runterlaufen. Sowieso war ich bei einigen technischen Aspekten leicht verwirrt. Im Zweifelsfall habe ich den Proctor (Prüfer) über die Chatfunktion gefragt. Bei der Positionierung meiner Kamera war ich mir zum Beispiel auch unsicher. Aber im Endeffekt stellten sich all meine Unsicherheiten als unbegründet heraus und ich glaube, dass das der Regelfall ist!

Das mündliche Auswahlverfahren

Das mündliche Auswahlverfahren gliedert sich in vier Module. Jedes Modul testet unterschiedliche Anforderungen, die an zukünftige Juristen im Studium und im Berufsleben gestellt werden.

Thesenvortrag und Diskussion

Das längste und erste Modul des Tages nennt sich „Thesenvortrag und Diskussion“. Ich zitiere die Webseite der Bucerius:

„Ein 15-minütiger Thesenvortrag, dessen Thema du selbst bestimmt und zuhause vorbereitet hast, wird im Kreis von drei Mitbewerberinnen und Mitbewerbern vorgetragen und anschließend 15 Minuten lang diskutiert.“

Dabei werdet Ihr von Drei Prüfern bewertet. In meinem Fall saßen in der Prüfungskomission ein Professor, ein Rechtsanwalt und ein Doktorand. Wir Vier saßen uns an einem Gruppentisch zu zweit gegenüber. Der vortragende Bewerber stand etwa zwei Meter vom Tisch entfernt. Sobald er seinen Vortrag abgeschlossen hatte, setzte er sich wieder an den Tisch.

Nach seinem Vortrag soll der Redner die Diskussion moderieren. Dafür muss er erst einmal das Gespräch mit einer passenden Frage einleiten und mit weiteren Fragen und Kommentaren in die richtige Spur lenken. Läuft die Zeit ab, sollte der Moderator die Debatte abschließend zusammenfassen und ein Fazit ziehen. In meinem Auswahlverfahren ist es auch passiert, dass nicht der Moderator selbst, sondern einer der Debattanten zusammenfasste und ein Fazit zog. Wie diese Initiative bewertet wird, hängt wahrscheinlich von den Prüfern ab. Im Generellen lässt sich aus den Gesichtern der Prüfer wenig ablesen oder erkennen.

„Zur Vorbereitung auf das mündliche Auswahlverfahren solltest du:

deinen Thesenvortrag sorgfältig vorbereiten und ein (am besten nicht-juristisches) Thema wählen, über das es sich gut diskutieren lässt, deine Angaben in deinem Bewerbungsbogen noch einmal durchlesen, da die Prüfer*innen ggf. Fragen dazu stellen werden.“ (https://www.law-school.de/studium/jurastudium/bewerbung-auswahl/auswahlverfahren#c24952)

Diese Angaben von der offiziellen Webseite der Bucerius Law School kann ich nur unterstützen. Genauso bin ich auch vorgegangen. Zusätzlich habe ich mich mit den Trickfragen aus dem zweiten Einzelgespräch vertraut gemacht. Für die Gruppendiskussion habe ich nichts explizites vorbereitet, wobei ich natürlich ein paar Tipps gesammelt habe.

Was gilt es bei der Vorbereitung des Thesenvortrags zu beobachten?

Im Prinzip bereitest Du Dich auf den Thesenvortrag wie auf eine Präsentation in der Schule vor; mit der Ausnahme, dass Du Powerpoint und Alternativen nicht verwenden darfst. Aus diesem Grund ist es umso wichtiger, dass Du ein Virtuose in Deinem Thema bist. Ich für meinen Teil kannte mich mit dem Thema auch über den Inhalt meines Vortrags hinaus aus, sodass ich immer ein sicheres Fallnetz hatte. Mir hat es auch geholfen meine Fragestellung vorher schriftlich in einem Essay zu untersuchen. Als Einziger unter meinen Mitbewerbern habe ich völlig frei gesprochen, was sicherlich nicht geschadet hat. Wobei meine Mitbewerber zwar Karteikarten in der Hand hielten, aber trotzdem ausgeprägten Blickkontakt zum Publikum hielten.

Welches Thema?

Um das beste Thema zu finden, habe ich mich zuallererst bei aktuellen Studenten der Bucerius umgehorcht und inspirieren lassen. Themen mit einer stark juristischen Komponente vermeidest Du bestenfalls, wie auch von der Bucerius Law School offiziell empfohlen.

Einer dieser Studenten hatte seinen Thesenvortrag zum Beispiel zur Frage gehalten, wie sich die Deutschlandflagge wieder in den Mittelpunkt der Gesellschaft rücken lässt. Das ist eine sehr originelle und spannende Frage. Die Inspiration für mein Vortragsthema rund um Kernkraft stammte auch von einem Studenten, der über dasselbe Thema referiert hatte.

Persönliche Tipps

Ich strukturiere meine Vorträge immer anhand von Leitfragen. Jeder Abschnitt meines Vortrags stand unter dem Stern einer Leitfrage. Diese Strategie empfehle ich Dir absolut und habe ich sogar aus einem professionellen Rhetorik-Training mitgenommen. Am Besten baust Du diese Fragen, so wie ich es getan habe, sogar aktiv in Deinen Vortrag ein und stellst nach jedem Abschnitt Deine Leitfrage, um Dich selber auf Kurs zu halten.

Bei meinem Vortrag sah das ungefähr so aus:

1. Warum ist das Thema relevant? -> aktuelle Energieabhängigkeit

2. Was ist das Problem? -> übereilte, ideologisierte Entscheidung

3. Wie hätten wir das Problem verhindern können? -> Nicht aussteigen

4. Was spricht gegen den Ausstieg? -> 3 Argumente aus drei Dimensionen: Klima, Sicherheit , Wirtschaft

5. Was spricht für den Ausstieg -> 2 Argumente: Katastrophen (Fukushima, Tschernobyl) & Atommüll <- die ich entkräftet habe

6. Fazit -> Frage ans Publikum: Wie denkt Ihr über den Ausstieg? Zu früh, genau richtig oder sogar zu spät?

Jede dieser Fragen habe ich zur persönlichen Stütze als rhetorische Frage in meinen Vortrag eingebaut.

Wie ich meinen Vortrag begonnen habe

Ich bin auf eine besondere Art und Weise in meinen Vortrag eingestiegen. Ich habe eine Geschichte aus meiner Kindheit erzählt und mit dem Thema in Verbindung gebracht. In der Geschichte traf ich eine Entscheidung aus dem Affekt heraus, die ich für meine gesamte Schulzeit bereute. Diese Geschichte übertrug ich auf die Entscheidung der Politik aus der Kernkraft auszusteigen und unterstellte der Politik, dass es sich um eine emotional motivierte und irrationale Entscheidung handelte. Mit dieser Geschichte gewann ich direkt die volle Aufmerksamkeit meiner Zuhörer!

Tipps & Vorbereitung für die Einzelgespräche

Vor den Einzelgesprächen schaust Du am Besten nochmal deine eingereichten Bewerbungsunterlagen durch und rufst Dir in den Kopf, was Du überhaupt geschrieben hast. Das hilft Dir sowohl im ersten als auch im zweiten Einzelgespräch.

Ansonsten solltest Du beide Gespräche vor allem locker angehen. Ein wenig Smalltalk am Anfang lockert schnell die Stimmung und Sympathiepunkte können am Ende den entscheidenden Unterschied machen!

Ich habe davon mitbekommen, dass Bewerbern in den Einzelgesprächen auch nach Fakten zur Hochschule gefragt wurden. Die Fragen dreht sich zum Beispiel darum, wie hoch der Finanzierungsanteil der ZEIT-Stiftung am Etat der Hochschule ist oder welchen Anteil die Studiengebühren zum Gesamtetat beitragen. Jetzt kannst Du die Antworten auf diese Fragen natürlich auswendig lernen, darum geht es aber nicht. Mit diesen Fragen wollen die Prüfer testen, wie Du auf Fragen reagierst, auf die Du nicht vorbereitet bist. Wie bei den Brain-Teasern zählt nicht die Antwort, sondern der Lösungsweg. Es geht darum, wie Du mit schwierigen Fragen umgehst.

Für das zweite Einzelgespräch habe ich persönlich mir einige der berüchtigen Brain-Teaser im Internet angeschaut. Dadurch fühlte ich mich besser vorbereitet, war entspannter. Im Zweifelsfall schadet es sicher auch nicht diese Aufgabentypen schon zu kennen. Beim zweiten Einzelgepsräch gilt: Laut Denken! Es geht nicht um die Antwort, sondern um den Lösungsweg (wie damals in Mathe…).

Tipps & Vorbereitung für die Gruppendiskussion

Auf die Gruppendiskussion kann man sich schlecht vorbereiten. Im besten Fall führst Du Dir einmal vor Augen, welche Rolle Du normalerweise in einer Diskussion einnimmst und reflektierst, wie diese Debatten verlaufen sind. Was hättest Du besser machen können? Was lief gut? Welche Rollen haben andere in diesen Diskussion ausgefüllt und wie hat sich das auf die Gruppendynamik ausgewirkt?

In der Gruppendiskussion sind Teamfähigkeiten gefragt. Wichtig ist, dass Du Deine Rolle in der Gruppenkonstellation findest. Niemand braucht vier Alphatiere, die um jeden Preis ihren Standpunkt durchsetzen wollen. Natürlich solltest Du Deinen Standpunkt deutlich und mit Deinen besten Argumenten vertreten. Allerdings musst Du Deine persönlichen Interessen auch dem Allgemeinwohl unterordnen können. Wenn Du zu lange auf Deinem Standpunkt verharrst und Deine Argumente zum Leidewesen aller Teilnehmer unermüdlich wiederholst, schadest Du euch allen.

Für meine Gruppendiskussion hatte ich mir von Anfang an vorgenommen die Rolle des Organisators einzunehmen. Direkt am Anfang habe ich eine Strategie vorgeschlagen und mir damit direkt eine erkennbare Rolle zugewiesen. Im Laufe der Diskussion habe ich außerdem die Zeit im Blick gehalten. Dabei darfst Du nie vergessen Dich auch ausreichend einzubringen, aber auf die Uhr zu achten, ist ein einfacher Tipp, um sich vom Rest abzuheben.

Wie habe ich das mündliche Auswahlverfahren erlebt?

Bucerius Law School
Ich erinnere mich genau an die nverösen Bewerber, die auf dem Campus der Bucerius Law School nervös hin- und herliefen und ihren Vortrag übten.
Bildcredits: By Karschti – https://web.archive.org/web/20161012141549/http://www.panoramio.com/photo/15363792, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=6239488)

Vor dem mündlichen Auswahlverfahren war ich natürlich aufgeregt, aber auch die Aufregung legte sich mit der Zeit. Ich hatte bewusst zwei Bahnen früher genommen, um absolut pünktlich vor Ort zu sein. Vor Ort und wahrscheinlich schon auf dem Weg wirst Du eine Reihe an Mitbewerbern treffen. Ich bin zum Beispiel schnell mit Max ins Gespräch gekommen, der zufälligerweise dieselbe Schule wie ein Bekannter besuchte. Im Generellen herrschte unter allen Bewerbern eine offene und herzliche Atmosphäre. Jeder hat dem Anderen nur das Beste gewünscht.

Erstmal ging es zum Empfang, um sich zu registrieren und die persönlichen Unterlagen abzuholen. Jeder erhielt ein Infoblatt mit Zeiten, Räumen und Prüfern. Ich konnte es mir auch nicht verkneifen die Namen meiner Prüfer kurz zu recherchieren.

Gegen 09:00 Uhr ging es hoch in den Hörsaal, in dem wir von Prof. Boele-Wölki und dem Geschäftsführer [NAMEN EINFÜGEN UND CHECKEN] begrüßt und eingewiesen wurden. Um 09:30 Uhr ging es mit dem ersten Modul „Thesenvortrag und Diskussion“ los. Vor dem Raum warteten schon meine drei Mitstreiter und wir hatten Gelegenheit uns kennenzulernen und auszutauschen. Meine Mitstreiter vorher etwas kennenzulernen half mir übrigens meine Aufregung zu lindern.

Bewerberin Nr. 1 hielt einen Vortrag über CRISPR-Cas und genetische Eingriffe bei Babys. In der Diskussion argumentierten alle meine drei Mitbewerber tendenziell für Genforschung, während ich mich kritisch und positionierte. Bewerber Nr. 2 sprach über das Bedingungslose Grundeinkommen. In der Diskussion konnten wir die verschiedenen Dimensionen der Fragestellung herausarbeiten, kamen aber nicht wirklich zu einem endgültigen Ergebnis. Als dritter Redner sprach ich über den Kernkraftausstieg und argumentierte, dass der Kernkraftausstieg ein fataler Fehler war. In der Debatte diskutierten wir, inwiefern der Atomausstieg hätte verzögert werden sollte oder nicht und schnitten auch die Aktualität im Hinblick auf die Energiekrise an.

Alle meine Mitstreiter waren hervorragend über ihre Themen informiert und konnten auf einen breiten Wissensschatz zurückgreifen. Ab und zu kam es zu verbissenen Diskussionen rund um ein- und denselben Punkt. Diese Chancen ergriff ich meistens, um eine andere Frage zu stellen und auf eine andere Dimension des Themas überzuleiten. Nicht nur die Moderatoren sondern auch die Debattanten haben Fragen gestellt, um die Diskussion in eine andere Richtung zu lenken. In fast jeder Diskussion hatten alle Teilnehmer einen ausgeglichenen Redeanteil. Selten kam es vor, dass ein Teilnehmer sich übernahm und einen kleinen Monolog abdriftete. Solche Monologe haben der Diskussion geschadet, weil die Nachredner nicht konstruktiv auf alle Inhalte eingehen konnten.

Meine Einzelgespräche

„Mit welchen Konflikten wurdest Du bisher in Deinem Leben konfrontiert und wie bist Du damit umgegangen?“

Das war eine meiner Fragen (sinnlich wiedergegeben) aus dem ersten Einzelgespräch. Die Prüfer wollen Dich als Person näher kennenlernen und dafür nutzen sie genau solche Fragen. In meinem Auswahlgespräch berichtete ich von den regelmäßigen Konflikten mit Autoritäten im Laufe meiner Schulzeit und wie ich diese durch aktiven Dialog und Kompromissorientierung lösen konnte.

Wir kamen auch kurz auf meine Berufswünsche nach dem Studium zu sprechen und philosophierten über die Rolle des Rechtsanwalts im juristischen Wahrheitsfindungsprozess. Ich erzählte (oder vielleicht hatte ich es auch in meine Bewerbungsunterlagen geschrieben), dass ich mir sehr gut vorstellen könnte als Rechtsanwalt mit Feuer und Flamme für eine Seite einzutreten. Diese Vorstellung forderte mein Prüfer heraus, indem er darauf hinwies, dass es auch zur Pflicht eines Rechtsanwalts gehört aktiv den Kompromiss zu suchen.

Von diesem Einwand wurde ich ein wenig überrascht, weil wir uns vorher überhaupt nicht über solche tiefgreifenden Auffassungen unterhalten hatten und er plötzlich in einen kleinen Monolog abschweifte. Daraufhin wurde ich auch etwas unruhig, um meine Vorstellung noch einmal klarzustellen und zu betonen, dass der Kompromiss natürlich Teil der juristischen Dialektik ist. In der Nachbetrachtung hätte ich diesen Einwand souveräner und ruhiger zur Kenntnis nehmen können. Insbesondere, weil er extra betonte, dass er mir nicht unterstellen möchte, dass ich ein eindimensionales Verständnis von der Rolle des Rechtsanwalts hätte.

Vor dem zweiten Einzelgespräch hatten wir alle am meisten Respekt. Denn das zweite Einzelgespräch war für seine Überraschungen und ungewöhnlichen Brain-Teaser berüchtigt. Gelassen kann ich sagen, dass ich in meinem Einzelgespräch keinen einzigen Brain-Teaser beantworten musste. Viele meiner Mitbewerber mussten sich zum Beispiel an der Frage abarbeiten, wie viele Gummistiefel in einen MINI passen.

Wie auch beim ersten Gespräch begannen wir übrigens ganz locker und lernten uns die ersten fünf Minuten erstmal ein wenig kennen. Schnell habe ich gemerkt, dass ich es mit einem lockeren Prüfer zu tun habe. Dementsprechend locker und unverbissen konnte ich die Sache dann auch angehen. Zuerst diskutierten wir, ob Parkplätze in der Großstadt abgeschafft werden sollten und im Anschluss, ob die Studiengebühren in Deutschland erhöht werden sollten.

Bei beiden Fragen war es wichtig, dass ich wirklich laut gedacht habe und einfach alle meine Argumente genannt habe. So konnte mein Prüfer immer wieder auf mich eingehen und mich mit Nachfragen testen. Dadurch kam das Gespräch nie zum Stillstand und ich blieb nirgendwo stecken. Bei der Diskussion um die Studiengebühren gab es einen Moment, in dem ich kurz festhing, mir mein Prüfer aber schnell wieder auf die Sprünge half.

Als Letztes sollte ich eine Familienfeier planen. Bei diesem Aufgabentyp dreht sich alles darum Gegenfragen zu stellen und erstmal die Parameter der Aufgabe zu identifzieren. Wie viele Leute kommen? Von wo kommen die Leute? Was ist der Anlass? Und genau das habe ich auch gemacht: viele Fragen gestellt.

Nach dem offiziellen Teil unterhielt ich mich noch kurz mit meinem Prüfer über Fußball. Er hatte über meine kleine Karriere gelesen und erzählte mir von seinem Sohn im selben Alter, der gerade aufgestiegen war. Das war einer der Momente, in denen es sich gelohnt hatte, auch etwas persönlichere Dinge im Bewerbungsportal zu nennen.

Gruppendiskussion

In der Gruppendiskussion sind es normalerweise vier Bewerber. In meinem Fall waren wir tatsächlich nur zu Dritt, weil einer der 116 Bewerber, die für diesen Tag angemeldet waren, absagen musste. Zu Dritt zu sein, war bei der Gruppendiskussion wirklich ein Glücksfall. Denn bei der Gruppendiskussion geht es darum einen gemeinsamen Kompromiss zu finden und gleichzeitig seine eigenen Karten bestmöglich auszuspielen. Jeder weitere Mitstreiter hätte das nur verkompliziert. Zu Dritt war es schon schwierig genug.

Unsere Aufgabe war es die Auswahl eines Förderprogramms für unsere Schule zu simulieren. Jeder bekam ein Förderprogramm zugeteilt und sollte sich dafür einsetzen, dass wir uns ausgerechnet für dieses Förderprogramm bewerben. Wenn wir uns auf ein Förderprogramm geeinigt haben, sollten wir es der Schulleitung (den Prüfern) vorstellen, die uns einige Nachfragen stellen wollten. Ich hatte mal wieder Glück, weil mir das (wahrscheinlich) objektiv beste Förderprogramm zugeteilt wurde. Trotzdem musste ich diese Karte richtig ausspielen, denn die höchste Punktzahl kriegt nicht automatisch derjenige, der sein Förderprogramm durchsetzt. Die Prüer wollen soziale Fähigkeiten beobachten: Wie verhältst Du Dich in einer Gruppe? Bist Du zu konstruktiver Zusammenarbeit fähig?

Abschließende Fragen und Antworten:

Wie viele bewerben sich bei der Bucerius Law School?

600

Wie gut ist die Bucerius Law School?

Das hängt von deinen persönlichen Zielen und Präferenzen ab. Rein objektiv schneiden die Absolventen der Bucerius Law School hervorragend ab. Auch in anderen Rankings zur Studienatmosphäre und Wohlbefinden dominiert die Bucerius.

Wie viel kostet ein Studium an der Bucerius Law School?

2022 kostet die Buerius 4.700 € pro Trimester, was 56.400 € für das gesamte Studium entspricht.

Wie bewerbe ich mich für ein Jurastudium?

Auf der Webseite der Bucerius Law School über das Bewerbungsportal.

Schlüsselwörter: Bucerius Law School – Auswahlverfahren 2022 ; Bucerius Law School Auswahlverfahren Erfahrung ; Bucerius Law School Auswahlverfahren 2021

Persönliche Worte:
Der reißerische Titel hat denselben Grund wie das mehr oder weniger sinnvolle Q & A und die etwas willkürliche Zahl an Bildern und Hyperlinks. Dieser Grund nennt sich Suchmaschinenoptimierung (SEO). Offensichtlich ist dieser Artikel nicht so gemeint, dass er dem x-beliebigen Leser ermöglicht, automatisch „an die Bucerius Law School zu kommen“. Gleichzeitig soll der Artikel aber die größtmögliche Leserzahl erreichen und dafür ist dieser Artikel laut der entsprechenden KI hervorragend geeignet.

Die grundlegende Intention liegt darin, 1. einen weiteren Blickwinkel auf das Auswahlverfahren der Law School zu eröffnen und 2. unabhängig vom persönlichen Netzwerk einen Zugang zu schaffen. Der Bewerber, der sich ohne Vorwissen über den Charakter des Auswahlverfahrens daran probiert, hat grundsätzlich schwierigere Karten in der Hand als seine vorinformierten Mitbewerber. Hier spielt soziales Kapital eine zentrale Rolle, den jenes Vorwissen wird für gewöhnlich über das soziale Umfeld weitergegeben. Dieser Artikel dient dem Ziel, dieses Vorwissen auch denjenigen zugänglich zu machen, die nicht bereits vor dem Auswahlverfahren zu einer sozialen Klasse gehören, der solche Informationen für gewöhnlich durch ihr „Netzwerk“ schon bekannt sind. Die Law School bietet vor dem mündlichen Auswahlverfahren im Bewerberportal mittlerweile ähnliche Möglichkeiten an sich über das Verfahren näher zu informieren. Diese Möglichkeiten auszunutzen, kann ich nur empfehlen.

Bucerius Law School Campus
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